Verantwortung zum Spielerschutz – Wie schützen Online-Casinos ihre Spieler?
Ein oft angeführtes Argument gegen legales Glücksspiel im Internet ist das angeblich hohe Risiko, unkontrolliert in die Spielsucht zu geraten. Tatsächlich legen aber viele Online-Casinos Wert auf den Spielerschutz und „Verantwortungsvolles Spielen“ und wollen der Suchtkrankheit „Glücksspielsucht“ vorbeugen und leisten Präventionsarbeit. Manche haben dazu eigene Initiativen oder Programme entwickelt und bieten dafür spezialisierten Kundensupport an.
Von Volker Budinger
Inhaltsverzeichnis
„Im Gegensatz zum landläufigen Glauben sind Video-Spiele, Blackjack, Roulette, Sportwetten und sogar die Lotterie alles Glücksspiele. Die meisten Spieler denken, das ist ein Spielangebot mit wenig Risiko und guten Gewinnmöglichkeiten. In Wirklichkeit ist genau das Gegenteil der Fall.“ – so deutlich stellt nicht etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) das unzweifelhaft vorhandene Gefahrenpotenzial von Glücksspielen dar, dieser Text ist so im Webangebot des Online-Casinos Mr Green zu finden.
Immer wieder liest und hört man von Menschen, die sich binnen kurzer Zeit überschuldet haben. Und deren Glücksspiel-Verhalten außer Kontrolle geraten ist. Man könnte also meinen, den Anbietern seien ihre Kunden egal und es gehe ihnen nur um Gewinnmaximierung. Das ist aber ganz offenkundig nicht der Fall. Nicht zuletzt weil die in der EU und besonders die in Schleswig-Holstein (ansonsten gibt es aktuell keine deutschen Lizenzen) lizenzierten Online-Casinos bereits rechtlich dazu gehalten sind, aktiv etwas für den Spielerschutz sowie den Schutz Minderjähriger zu tun. Aber nicht nur. Etliche Anbieter tun deutlich mehr als einfach nur im Kleingedruckten einen Hinweis zu verstecken, dass man „verantwortungsvoll spielen“ solle und über 18 Jahren alt sein muss und bieten echte Spielerschutzmaßnahmen.
Gute Beispiele für Spielerschutzprogramme von Online-Casinos
Wir haben hier mal ein paar gute Beispiele einiger Anbieter zusammengestellt, die besondere Angebote zum Spielerschutz bieten – und was sie beinhalten.
Casumo.com und casumocare.com
Das unter maltesischer Lizenz operierende Online-Casino Casumo hat ein eigens recht ausführliches Programm aufgestellt, um den Spielerschutz zu gewährleisten. Unter der Rubrik „Play Okay“ heißt es da: „Das Spielen bei Casumo sollte etwas Positives, Unterhaltsames, dabei auch Spannendes sein und Spaß bringen. Manchmal ist es schwer abzuschätzen, wieviel wir spielen möchten in Relation dazu, wieviel wir verlieren können. In dieser Rubrik findest du Möglichkeiten, sicherzustellen in beherrschbaren Grenzen zu spielen.“
Dazu bietet man zum einen die sogenannten „Play Okay-Tools“. Darunter fallen „Produkteinstellungen“ (so nennt es das Casino), die helfen sollen, Spieler – vor sich selbst – zu schützen. Also etwa die Möglichkeit, verschiedenen Limits zu setzen. Casumo bietet dabei nicht nur die Möglichkeit, den Geldeinsatz zu beschränken, sondern auch etwa ein Zeitlimit zu setzen, wie viele Stunden täglich gespielt werden können. Das kann auch in Form eines Loginblocks erfolgen, mit dem man festlegt, dass man sich zu bestimmten Zeiten nicht einloggen kann.
Beim Geldeinsatz gibt es vier verschiedene Möglichkeiten. So lässt sich etwa beschränken, wieviel in einem bestimmten Zeitraum auf das Spielerkonto eingezahlt werden kann. Eine Variante ist ein Spielbudget-Limit, dass auch Gewinne berücksichtigt. Ist bei Variante eins etwa ein Limit von 10 Euro pro Woche eingestellt, lassen sich pro Woche auch nur 10 Euro einzahlen. Bei Variante zwei kämen Gewinne hinzu. Also wurden etwa 20 Euro Gewinn erzielt, lassen sich in der Woche auch 20 Euro zusätzlich einzahlen.
Ein wählbares Einsatzlimit begrenzt, wieviel maximal gesetzt werden können. Und das einstellbare Verlustlimit stoppt ab einem bestimmten Verlust die Möglichkeit, weiter zu spielen.
Die Zeiträume sind täglich, wöchentlich oder monatlich einstellbar, die Beträge freiwählbar. Alle Limits lassen sich dabei verändern oder löschen. Dabei gilt allerdings, dass strengere Limitierungen sofort gelten, Lockerungen des Limits aber erst nach einer 24-stündigen „Cool off-Periode“. Damit sollen übereilte Entscheidungen verhindert werden.
Mit diesen technischen Einstellmöglichkeiten belässt es Casumo aber nicht. So gibt es nach Casino-Angaben ein „Team von einfühlsamen und gut ausgebildeten Mitarbeitern“, das rund um die Uhr und durchgängig an allen Tagen der Woche per Online-Chat oder per E-Mail erreichbar ist.
Außer zu den Limit-Einstellungen will man dabei auch generell Hilfe geben für Spielsuchtgefährdete. So bietet Casumo unter der eigenen vom Online-Casino aus verlinkten Domain casumocares.com ein Hilfesystem, etwa mit einer Liste mit Anzeichen, anhand derer man erkennen kann, ob man glücksspielsuchtgefährdet ist. Sowohl zur Selbsteinschätzung und auch als Selbsttest, Ratschläge für Angehörige mit Anzeichen für eine Einschätzung von außen, Kontakt zu Hilfeeinrichtungen und als eigene Rubrik das Thema Minderjährigenschutz mit Tipps für Eltern. Alles unter dem Motto „Wenn der Spaß aufhört, sind wir da, um Dir zu helfen“.
Geboten werden auch die Möglichkeiten, eine Pause einzulegen und das Konto für einen Zeitraum zwischen sieben Tagen und sechs Monaten ruhen zu lassen. Dabei öffnet sich das Konto nach Ablauf der Zeit automatisch wieder. Im Gegensatz dazu kann auch ein zeitlich begrenzter oder unbegrenzter Selbstausschluss aktiviert werden. Dieser lässt sich nur aufheben, indem man mit dem Support per Chat oder E-Mail in Kontakt tritt.
„Play Okay“ und „Zuverlässiges Spielen“ finden sich dabei bereits gut sichtbar in der Seitennavigation. Und vor allem in normaler bemerkbarer Größe am Ende der Seite.
leovegas.com und leosafeplay.com
Nicht ganz so deutlich, aber ebenfalls mit einer eigenen Domain leosafeplay.com, präsentiert das ebenfalls unter maltesischer Lizenz stehende Online-Casino Leo Vegas sein Spielerschutz-Programm.
Auch dort gibt es „Hilfsmittel“ – so nennt sie das Casino, um verschiedenen Limits zu setzen, die ebenfalls nach Geld- und Zeiteinsatz steuerbar sind. LeoVegas bietet dabei auch die Möglichkeit eines sogenannten „Realitätschecks“, bei dem alle 60 Minuten ein Pop-up auftaucht und dran erinnert, wie lange man bereits mit welchen Einsätzen spielt. Auch eine generelle Spieler-Historie wird angeboten.
Ein Selbsttest, Fragen und Antworten sowie Hinweise auf Hilfsorganisationen gehören hier ebenfalls zum Programm. Außerdem die Möglichkeiten zu Pausieren oder sich selbst auszuschließen. Leosafeplay weist außerdem auf Blockiersoftwares hin. Mit Gamban gibt es dabei eine Kooperation. Wer sein LeoVegas-Konto vor Kurzem geschlossen hat, kann vom Support einen kostenlosen Code für Gamban erhalten.
Eine Besonderheit ist auch LeoCare. Diese Initiative habe das Casino ins Leben gerufen, um seinen Kunden zu helfen, die eine Glücksspielsucht entwickelt hätten. So heißt es dort: „Wenn du mindestens 12 Monate lang ein LeoVegas-Kunde warst und insgesamt 150 Euro eingezahlt hast, werden wir bei einer Behandlung deiner Spielsucht die ersten drei Therapiesitzungen bezahlen“, ist unter dem Stichwort LeoCare zu lesen. Wer das Angebot in Anspruch nehmen möchte, muss sich an den Kunden-Support wenden.
Laut LeoVegas überprüfe man das Spielerverhalten darüber hinaus und werde sich an die Spieler wenden bei auffälligem Verhalten.
mrgreen.com und greengaming.com
Sehr präsent bereits auf der Startseite weist das ebenfalls unter maltesischer Lizenz operierende Casino Mr Green auf sein Programm „Green Gaming“ und verantwortungsbewusstes Spielen hin. „Wir sehen uns selber mit unserer Green Gaming Initiative als Pionier auf diesem Gebiet und sind sehr stolz darauf dafür mehrfach ausgezeichnet worden zu sein“, schreibt das Unternehmen auf seiner Webseite.
Tatsächlich geht das Casino nach eigenen Angaben über freiwillige Limitierungen durch die Spieler und Hilfsangebote hinaus. „2017 haben wir ein Softwareprogramm entwickelt, das Spielverhalten unserer Kunden analysiert und ihren eigenen Wahrnehmungen gegenüberstellt. Das Programm gibt unseren Kunden entscheidende Einblicke in ihr persönliches Spielverhalten. Wenn das Verhalten von den eigenen Einschätzungen abweicht und riskant ist, können wir unsere Angebote und Kommunikation mit dem Kunden anpassen.“, erklärt man unter dem Punkt „Verantwortungsbewusstes Spielen“. So werde man Kunden, die hohe Risiken eingehen, bitten, Limits anzupassen, oder zu pausieren. Man werde auch Abstand davon nehmen, Kunden mit erhöhtem Risikoverhalten Boni oder Promotions zukommen zu lassen. Gerade solche Aktionen werden von Verbraucherschützern immer wieder als besonders suchtfördernd kritisiert.
Limits setzen – ebenfalls nach finanziellen oder zeitlichen Kriterien steuerbar – ist dann auch mit nur wenigen Klicks möglich. Bei manch anderem Online-Casino ist dazu erst der Kontakt mit dem Kunden-Support notwendig.
Auffällig an dem unter der eigenen Domain greengaming.com erreichbaren Hilfsangebot ist die Ausführlichkeit, mit der die Tools und Programme vorgestellt werden. Darüber hinaus finden sich etwa Tipps wie „Sie müssen bei Laune sein, sonst lassen Sie es besser“, „Mit beiden Beinen im richtigen Leben stehen“ oder „Stopp: Genießen Sie den Duft der Rosen“.
Daneben gibt es auch hier Kontakthinweise zu Hilfsorganisationen. Weiterhin verschiedenen Blocker-Softwares inklusive Schutzfiltern für Minderjährige, und den Hinweis auf den Kunden-Support, der hier auch telefonisch über eine Schweizer Nummer zu erreichen ist.
Andere Casinos
Die drei vorgestellten ausführlichen Programme zum Spielerschutz sind gute Beispiele. Dennoch gibt es auch Berichte, etwa den einer Britin, die sich bei LeoVegas und Casumo schlecht geschützt gefühlt hatte und sich durch stets neue Boni und Promotions zum immer weiter Spielen animiert gefühlt hatte – trotz hoher finanzieller Verluste. Inwieweit automatisierte Risikobewertungen wie bei Mr.Green in so einem Fall eingeschritten wären, lässt sich nicht ohne weiteres abschätzen. Ein guter Ansatz ist da aber zu sehen.
Bei anderen Casinos gibt es zum Teil auch eigene Programme zum Spielerschutz. Diese bieten Limitierungstools, Ausschlussmöglichkeiten und auch den Hinweisen zu Selbsttests und Kontakt zu Hilfeorganisationen. Diese sind allerdings unterschiedlich präsent auf den Startseiten der Casinos und auch unterschiedlich ausführlich. Manchen belassen es gar bei einem Hinweis, „bitte verantwortungsbewusst zu spielen“, andere weisen darauf hin, dass man sich im Falle erhöhten Risikos an die Spieler wenden werde.
Wie man selbst erkennen kann, ob man spielsuchtgefährdet ist und welchen Schutz es in Vor-Ort-Casinos – also offline Spielhallen – gibt, behandeln wir hier in einem eigenen Artikel.